
Eine der wichtigsten Tradition der Kasachen ist die Gastfreundschaft. In der kasachischen Gesellschaft gibt es ein inoffizielles Gesetz, das schon im Altertum existierte: „Begrüße die Gäste als die Boten Gottes.“ Respekt für die Älteren ist ein weiteres positives Merkmal des kasachischen Volkes. Traditionell lernte ein Kind beim Umgang mit älteren Menschen dessen weise Lebenserfahrungen.
Eine Tradition ist die Jagd zu Pferd mit einem abgerichteten Adler. Heute gibt es nur noch wenige Kasachsen, die diese Jagd praktizieren. Die Kasachen leben in Jurten, das sind runde Zelte, die aus einem Holzgerüst und gewebten Teppichen bestehen. Die Feste der Kasachen sind größtenteils Reiterfeste. Besonders bekannt ist das Navrus-Fest im Frühling.
Die meisten Kasachen beschäftigen sich mit der Viehzucht, während ein kleiner Teil von ihnen die Landwirtschaft betreibt und sesshaft geworden ist. Ein Großteil der kasachischen Hirten führt ein Nomadenleben. Im Frühjahr, Sommer und Herbst wohnen sie in Jurten, die leicht einzurichten oder abzubauen und tragbar sind. Im Winter bauen sie auf die Winterweide - auch Wintertiefland genannt - Lehmhäuser mit einem glatten Dach.
Eine kasachische Jurte wird nach bestimmten Regeln eingerichtet. Sie wird in zwei Teile geteilt: Ein Teil davon ist Speicher, der andere Wohnung. In der Regel geht der Jurteneingang nach Osten. Links und rechts neben der Tür sind die Schlafplätze. An der Stirnwand haben Truhen und Sättel ihren Platz, davor befinden sich die Sitzplätze für die Gäste. Unmittelbar neben der Tür ist rechts und links der Platz für Pferdegeschirr, Jagdzeug, Kleinvieh, Kochgeräte und Nahrungsmittel.
Auf den Weiden ernähren sich die Hirten größtenteils von Vieh. Es gibt viele Milchprodukte. Im Alltag wird viel Hammelfleisch gegessen. Es ist Sitte bei den Kasachen, im Spätherbst Vieh zu schlachten, um es als Winterfleisch zu räuchern. Geräucherte Wurst aus Pferdefleisch ist eine lokale Spezialität, die sich lange Zeit lagern lässt. Im Frühling und Sommer ist das Vieh fetter und gibt mehr Milch. Daher geben die Hirten frisch gemolkene Milch in Pferdeledereimer und rühren sie ununterbrochen. Nach ihrer Gärung ist sie zu halbdurchsichtigem, etwas säuerlichem so genanntem Pferdemilchwein, den die Hirten im Sommer gern trinken. Die reicheren Hirten trinken auch oft Milchtee, der aus Tee, Salz, Butter und Kuh- oder Kamelmilch zubereitet wird. Außerdem gibt es viele verschiedene Nahrungsmittel aus Reis- oder Weizenmehl. Wegen der ungünstigen Anbaubedingungen essen die Hirten meistens sehr wenig Gemüse.
Die Kleidung der Hirten der Kasachen wird meistens aus Tierfell und -haut hergestellt. Sie ist weitgeschnitten und langärmelig, was für das Reiten wichtig ist. Aber je nach Gegend und Stamm ist die Kleidung auch unterschiedlich. Im Winter tragen die Männer der Kasachen allgemein dem gediegenen Ziegenfell. Die Frauen der Kasachen tragen gern rote Kleider. Beim kalten Wetter ziehen sie noch einen in der Mitte geknöpften wattierten Mantel darüber. Die jungen Mädchen tragen gern bestickte Hosen und Silbermünzen oder Silberprodukte als Schmuck, die beim Gehen klingen. Die Hirten im Gebiet Altay tragen im Winter im allgemeinen eine aus drei Lammfell- oder Fuchsfellstücken hergestellte Mütze, deren Oberseite aus bunter Atlasseide besteht, während die Hirten im Gebiet Ili eine runde Ledermütze tragen. Früher trugen die Mädchen gern einen bunten Hut mit Eulenfedern. Die Frauen tragen auch noch einen bis zu den Füßen gehenden und mit roten und gelben Fäden bestickten Umhang. Die Kasachen, ob Mann oder Frau, tragen alle Lederstiefel. Im Winter tragen sie dazu noch ein Paar Filzsocken.
Die Kasachen sind offen, aufrichtig und gastfreundlich. Wer zu Besuch oder mit einer Bitte kommt, ob Bekannter oder Fremder, wird freundlich aufgenommen. Dabei werden die Gäste mit den besten Speisen des Haushaltes bewirtet. Für Ehrengäste wird ein Schaf mit gelbem Kopfhaar und weißem Rumpfhaar zum Essen geschlachtet. Bei Tisch wird dem Gast zuerst ein Tablett mit dem Schafkopf gewidmet. Dabei muss der Gast den Schafkopf von dem Tablett nehmen, ein Stück Fleisch von der rechten Backe des Schafkopfes abschneiden und es aufs Tablett legen, damit zeigt er, dass er die Freundschaft angenommen hat. Dann muss er ein Schafohr abschneiden und es dem jüngsten Anwesenden überreichen. Schließlich muss er den Schafkopf dem Gastgeber wieder zurückgeben. Wer nicht so handelt, gilt als unhöflich.

Zuwachs in der Steppe In der Vergangenheit gebaren die kasachischen Frauen dort, wo sie gerade ihr Lager aufgeschlagen hatten. Die ist auch ein Grund, dass früher Kasachen aus der nomadischen Bevölkerung ihr genaues Geburtsdatum teilweise nicht kannten. Bis die Geburt eines Kindes bei der Regierungsstelle angezeigt wurde, vergingen unter Umständen einige Wochen. In diesen Tagen kommen, wie in den meisten Ländern auch, die Kinder in Spitälern oder Geburtskliniken zu Welt, obwohl es, vor allem am Lande immer wieder vorkommen kann, das die Kinder zu Hause auf die Welt kommen. Neugeborene wurden nicht gewaschen sondern sofort auf den Bauch der Mutter gelegt. Mit dem Stillen wurde vom 1. Tag begonnen, und sehr oft wurden die Kinder bis zum dritten Lebensjahr von der Mutter gestillt. Heutzutage sind viele nomadische Traditionen aufgrund des großstädtischen Lebens, in Vergessenheit geraten. Einige davon waren folgende: Nach der Geburt des Kindes geben die Großeltern väterlicherseits oder die ranghöchsten Familienmitglieder ihm einen Namen. Sie lehnten sich an das Ohr des Kindes und nannten ihm drei Mal seinen Namen. Wenn das Kind ein paar Tage alt ist, wird es in die Wiege gelegt, welche traditioneller weise eine vertraute Verwandte der Mutter stiftet. Auch hat diese Verwandte die Ehre das Kind das erste Mal in die Wiege zu betten. Bei den Kasachen, sowie vielen anderen Nationen, hat sich bis heute die Vorstellung erhalten, dass das Kind in den ersten 40 Tagen seines Lebens dem größte Risiko ausgesetzt ist, was dazu führt, dass das Kind innerhalb dieser Zeit nur den engsten Familienmitgliedern gezeigt wird. Dem alten Glauben nach ist es notwendig das Kind vor bösen Geistern zu schützen. Daher brennt innerhalb der ersten 40 Tage eine Lampe (Shyra) während der Nacht in der Nähe der Wiege. Bei der Feier zum 40. Tag spielt die wichtigste Rolle die Patin. Sie war der Ehrengast. Paten haben energisch, gut erzogen und ehrlich zu sein, da nach den bestehenden Überzeugungen der Kasachen, alle Qualitäten der Paten auf das Kind über geht. An diesem Tag wird das Kind in Salzwasser mit Silbermünzen und Ringen gebadet. Die älteste Frau gießt dem Kind 40 Teelöffel Wasser über den Kopf, um dem Kind eine starke Gesundheit auf seinem weiteren Lebensweg mit zu geben. Auch wird dem Kind das 1. Mal die Nägel und die Haare geschnitten. Wenn die Geburt eines Kindes mit der Geburt eines Fohlens oder Kamels zusammenfiel, wurde das Tier dem Neugeborenen
als Geschenk übergeben. Es wurde fortan mit der selbigen Sorgfalt wie die für das Kind betreut. Es wurde angenommen, dass das Kind durch das Spielen mit den Tieren, deren Pflege sowie deren Wichtigkeit für die Kasachen, schon in den frühen Jahren lernt. Kasachen sind fürsorgliche und liebevolle Eltern und kasachische Kinder sind stark, robust und wendig. Nur in den seltensten Fällen wurden kasachische Kinder oder Jugendliche von ihren Eltern bestraft. Die Kinderbetreuung in den ersten Jahren obliegt alleinig der Mutter. Sie nährt
es, pflegt es, und sorgt auch für die entsprechende Kleidung, welche sehr oft selbst hergestellt und genäht wurde. Großer Bedeutung in der Erziehung des Kindes haben vor allem auch die väterlichen Großeltern. Bei einem Nomadenvolk hing das Leben der Bevölkerung im Wesentlichen von den Tieren ab, und sehr wichtig war die Fähigkeit, für sie auch dem entsprechend zu sorgen. Es war daher von äußerster Wichtigkeit von Kindesbeinen
an reiten zu lernen. Die Fähigkeit, sich im Sattel zu halten, war eines der Hauptziele des Überlebens in der Wildnis. In den Jahrhunderten haben die Kasachen viele Bräuche und Spiele, die mit dem Pferd verbunden sind, entwickelt. Einer davon ist „Ashamayga mingizu“ was so viel wie die „Erstbesteigung des Sattels“ bedeutet. Wie immer wurden solche Ereignisse mit einem Fest für die ganze Sippschaft begangen. Ashamay ist ein spezieller konstruierter Kindersitz, der das herabfallen des Kindes verhindern soll.
Die Nomaden
Die Jurte, das „mobile“ Heim der Nomaden, diente als Behausung für die Kasachen. Sie konnte erstaunlich leicht und rasch zusammengebaut und zerlegt werden. Auch der Transport während die Völker in den Steppen auf der Suche nach besseren Weiden waren, könnte mittels der Haustiere, wie Kamelen und Pferden, sehr unkompliziert durchgeführt werden. Die kasachische Jurte besteht im Großen und Ganzen aus einem Holzrahmen und einem dicken Filzüberzug. Nach der Geburt der Kinder konnte der Wohnbereich, durch entsprechende Erweiterung, vergrößert werden. Für die Nomaden bedeute die Jurte eine Miniatur des Universums. Die Holzkuppel (Shanyrak) symbolisiert das sphärische Gewölbe des Himmels, ohne Anfang und Ende, sowie eine Bindung der Generationen. Die, zur Verspannung des Holzrahmens benutzten Bänder und die daran befindlichen Quasten, symbolisiert die Milchstraße mit ihren Sternen. Die inneren Wände als auch der Boden der Jurte sind mit gemusterten Filzteppichen geschmückt und symbolisiert die saftigen Weiden Kasachen waren Nomaden. Dieser Lebensstil hat ihre Traditionen bezüglich des Kochens, der Kleidung und des gesamten Lebens betroffen.

Asan
Als Asan wird der traditionelle Ruf zum Religionsgebet des Islams in Kasachstan bezeichnet. Der Asan wird in Kasachstan vom einem Gebetssänger, dem Muedsin vorgelesen. Während der Muedsin predigt und Gebete singend vorträgt, müssen seine Hände beide Ohrläppchen berühren. Zudem betet der Muedsin immer in Richtung der Kaaba in Mekka.
Dombra
Die Dombra ist ein weit verbreitetes Volksmusikinstrument in Zetralasien und in der Kultur von Kasachstan unabdingbar. Die Dombra besteht aus Holz und hat eine ovale Korpusform mit einem langen Hals, an dem zwei Saiten befestigt sind. In Kasachstan ist dieses Volksinstrument aufgrund seines eigentümlichen Klanges besonders beliebt. Kasachen spielen darauf traditionelle Kjuy und Volkslieder. Das Instrument erlangte seine Popularität vor allem durch den kasachischen Dichter Abay Qunanbayuli, der oft mit einer Dombra unter dem Arm gezeigt wurde. Heute ist die Dombra ein nationales Staatssymbol der Kasachen.
Kobys
Kobys ist ein zweisaitiges Bogeninstrument mit offenem Korpus. Es wird aus einem einzigen Holzstückausgehüllt und die Saiten bestehen aus echtem Pferdehaar. Kobys-Musiker verwenden zum Teil traditionelle Melodien vom Cello und der Geige. Einer kasachischen Sage nach, wagte es niemand, dem Weltherrscher Tschingischan, die schreckliche Neuigkeit vom Tod seines Sohnes Dshutschi zu überbringen. Nach einer Sitte wurde jeder Mensch von Tschingischan getötet, der ihm eine schlechte Nachricht überbrachte. Verzweifelnd wandten sich die Leute an den berühmten Sänger Akyn. Er kam darauf hin zum Chan mit seiner traditionellen Kobys und spielte die Saiten des Instrumentes so durchdringend und traurig, dass der harte Krieger zu tränen gerührt war und somit vom Tod seines Erben erfuhr.
Saukele
Saukele ist eine traditionelle Damen-Kopfbedeckung und wird von einer Braut zu ihrem Hochzeitstag und im ersten Jahr der Ehe getragen. Jede Verzierung und jedes Muster auf der Saukele hat seine eigene Bedeutung. Ein kurzer Blick auf die Saukele der Braut ist für einen Kasachen genug, um zu sagen, welche Bedeutung jedes Symbol der Kopfbedeckung hat. Saukele ist wie die Takiya mit Stickereien, Edelsteinen und Perlen reicht bestückt und besteht meist aus Pelz.
Shetygen
Shetygen ist ein mehrsaitiges kasachisches Nationalinstrument, welches die Form eines Holzkastens hat. Die Melodie ähnelt einer Harfe. In Kasachstan wird eine mystische Legende über die Herkunft der Shetygen erzählt. Ein Vater spannte in einer Hungerszeit nach jedem Tod, einer seiner sieben Söhne eine Saite auf ein ausgehöhltes Holzstück und spielte eine traurige Melodie, die den Namen "die sieben Kjuy von Shetygen" trägt.
